Mélong Za Rinchen Tso

Mélong Za Rinchen Tso

Herrin des Juwelenspiegelsees

Mélong Za Rinchen Tso (me long gZa’ rin chen mTsho), die Herrin des Juwelenspiegelsees, war eine der 22 Hauptschülerinnen von Padmasambhava und Yeshé Tsogyel. Nachdem sie den nichtdualen Zustand durch die Intensität ihrer Hingabe verwirklicht hatte, hängte sie ihre weißen Roben an die Strahlen der Sonne und tanzte nackt auf den Bergen – um nie wieder andere Kleidung zu tragen als farbiges Licht.

Khandro Déchen kommentiert:
Diese Schnitzerei aus menschlichem Knochen stellt Mélong Za Rinchen Tso tanzend dar. Porträtiert wird sie entweder eingehüllt in etwas, das formalisierte Regenbögen aus farbigem Licht sein könnten, oder beim endgültigen Ablegen ihrer weissen Roben. Die weibliche Form ist für eine tibetische Vajrayana-Darstellung ungewöhnlich menschlich, sie ist außerdem herrlich erotisch als Zeichen der Glückseligkeit der Verwirklichung – Mélong Za Rinchen Tsos Lächeln ist offensichtlich sowohl ekstatisch als auch raumhaft. Hier sehen wir die Macht eines weiblichen Meisters im Sinne uneingeschränkter Vollkommenheit.

Die 22 weiblichen Schüler sind über diejenigen hinaus, die in der Liste der acht Herzensschüler enthalten sind, nicht weithin bekannt – und Mélong Za Rinchen Tso wird nicht zu diesen Acht gezählt. Laut Kyabjé Künzang Dorje Rinpoche und Jomo Sam’phel sind die acht weiblichen Herzensschüler Padmasambhavas – die Guru’i Thug-su Chud-pa’i Jomo Gyed (gu ru’i thugs su chud pa’i jo mo brGyad): Yeshé Tsogyel (ye shes mTsho rGyal), Mandarava (mandha ra ba), Chog-ro Za’drön (lCog ro gZa’ sGron), March-gyen Za’tso (mar rGyan gZa’ mTsho), Shel-kar Tsédrön (shel dKar tshe sGron), Lhacham Tromgyen (lha lCam khrom rGyan), Lhacham Pema-sel (lha lCam pad ma gSal) und Nujin Sa-lé (nu byin sa le).

Wenn über die Schüler von Padmasambhava gesprochen wird, liegt das Augenmerk fast immer auf den 25 Siddhas von Chhimphu – Chhimphu’i Drüpchen Nyer-nga. Das schließt Yeshé Tsogyel und manchmal Mandarava ein. Die Zahl 25 ist nicht ganz klar umrissen und es existieren Berechnungen der Siddha-Schüler zwischen 29 und mehr als 300. Die Listen unterscheiden sich darin, wen sie einschließen, und man gewinnt den Eindruck, dass es einen Kern von 40 – 90 Siddha-Schülern gab. Es gab natürlich sehr viel mehr, wenn man die Schüler von Yeshé Tsogyel einschließt, die auch Übertragung von Padmasambhava erhielten.

Ngak’chang Rinpoche kommentiert:
Die weiblichen Siddhas waren erstaunlich. Obwohl von ihnen wenig bekannt ist, umgibt sie eine Lebendigkeit, die schon von ihren Namen ausstrahlt. Ihre Siddhis waren von nicht geringerem Ausmaß, als die der 24 männlichen Siddhas und gelegentlich waren sie bemerkenswerter hinsichtlich der Unerhörtheit ihrer Manifestationen. Wir bekommen hier Frauen präsentiert, die in allen Vajrayana-Sangha der Welt bekannt sein sollten und doch verborgen bleiben. Darstellungen von einigen von ihnen existieren und man kann hoffen, dass Khandro Déchen und ich diese eines Tages verfügbar machen werden. Es gibt Listen, die weitere 332 Meister erwähnen: ‚Die 111 Siddhas von Yerwa‘, ‚die 111 Siddhas von Chu-wo ri‘, ‚die 55 Togdens von Yang-dzong‘, ‚die 30 Ngakpas von Sheldrak‘, und ‚die 25 Ngakmas von Kha-chu‘, aber über diese kryptischen Benennungen hinaus scheint wenig von ihnen bekannt zu sein. Die frühe Verbreitung des Buddhismus in den Regionen des Transhimalaya war eine bemerkenswerte Zeit – die Gebärmutter des Vajrayana – und der Gö-kar chang-lo’i dé dieser Zeit verdient unsere sorgfältige Aufmerksamkeit hinsichtlich der Inspiration, die sich uns als entfernte Nutznießer dieser Verwirklichung bietet.