Gélong Thubten Gyatso

Gélong Thubten Gyatso

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Man könnte sagen, dass Gélong Thubten Gyatso Ngala Nor’dzin Pamos erster Buddhistischer Sutrayanalehrer war Géwa’i Shényèn (dGe ba’ bShes gNyen – kalyanamitra – spiritueller Freund). Ngala Nor’dzin hatte längere Zeit Buddhismus studiert, war aber nicht einer wirklich angeleiteten Praxis gefolgt. Darum wollte sie, als sie 1980 eine Anzeige für ein Retreat im Lam Rim Buddhist Centre in Wales entdeckte, unbedingt daran teilnehmen. Damals lebte sie in Stoke on Trent in Staffordshire und erlernte gerade das Keramikhandwerk.

Ngala Nor’dzin sagt:
Das Retreat dauerte eine Woche, aber ich konnte nur am Anschlusswochenende teilnehmen. Der erste Teil des Retreats waren intensive Belehrungen über ‚Der Geist und seine Funktionen‘ und das Abschlusswochenende war in erster Linie Meditationspraxis auf der Basis der vorangegangenen Belehrungen.

Ngala ’ö–Dzin kommentiert:
Thubten Gyatso war meine erste Erfahrung mit einem westlichen Lehrer. Es war erfrischend, Fragen stellen zu können und zu wissen, dass der Kontext der Fragen völlig verstanden werden würde. Thubten Gyatso hatte einen großartigen Sinn für Humor und brachte die Belehrungen wirklich zum Leben. Ich erinnere mich, wie er beschrieb, dass unsere Erfahrung von Samsara so ähnlich sei, wie einen Elefanten mit Kissen zu füttern — was soviel heißt wie: wir denken, dass wir rational handeln, tatsächlich aber machen wir uns etwas vor.

Ngala Nor’dzin fährt fort:
Ich versuchte noch den Verlust meines Vaters zu verarbeiten, der unter grausamen Umständen ums Leben gekommen war, und anfänglich schien es nicht die richtige Art von Retreat für meine Situation zu sein. Die Teilnehmer des Retreats waren in Schweigen. Die Praxis war größtenteils Schweigen oder geführte Meditation — und beruhte auf den Belehrungen der vorangegangenen Woche, die ich verpasst hatte. Trotzdem war es eine tiefgehende Erfahrung and später sagte mir Ngak’chang Rinpoche, dass Leute im Westen von der Idee indoktriniert seien, mit anderen über ihre Gefühle reden zu müssen, um nach großem Schmerz oder Verlust ein normales Leben weiterführen zu können.

Schwer zu beschreiben, aber während des Retreats war ich in der Lage, beides völlig zu verstehen – im Moment – sowohl die Praxis als auch die Belehrungen, die als Unterstützung der Praxis gegeben worden waren. Das war umso erstaunlicher, da ich ja die vorangegangene Woche verpasst hatte. Ich entdeckte in mir eine natürliche Affinität für die Praxis und die Meditation und die Fähigkeit, die Präsenz des Gewahrseins zu finden. Jeder von uns hatte während der Woche die Möglichkeit, ein Interview mit Thubten Gyatso zu bekommen. Ich erklärte ihm die tragischen Umstände, die mich zum Retreat geführt hatten, und meine Hoffnung, dass ich durch die buddhistische Praxis Geistesruhe finden und in der Lage sein möge, meiner Mutter zu helfen.

Das ist so selten, war seine Antwort.